GRIECHENLAND: Happy in Hellas, August / September 2011
Mag Griechenland vielleicht auch nicht das optimale Mitglied der Eurozone sein, das Land ist faszinierend, voller antiker Hochkultur, Klöster, ursprünglichen Dörfern, mit abwechslungsreicher Landschaft, von den Stränden und all den Inseln gar nicht zu sprechen - und die Griechen sind meiner Erfahrung nach so gastfreundlich, hilfsbereit und herzlich wie kein anderes Volk Europas - und dabei eben auch anarchisch und unregierbar.

Und das Land steckt voller unglaublicher Beobachtungen und Begegnungen, dem geneigten Beobachter wird es niemals langweilig, mehr dazu unten.

Los ging es in Athen, der Stadt, die einstmals dem klassischen Ideal der Antike entsprach, der " Wiege der Demokratie ", wie die Fremdenführer nicht müde wurden, ihren Schäfchen immer wieder ins Gedächtnis zu rufen. Kann es einen grösseren Gegensatzt geben zwischen dem klassischen Ideal und der chaotischen Betonwüste von heute - mörderischer Verkehr, Beton, Beton, Beton, endlos, fast kein Grün, viel zu schnell gewachsen, fast jeder 3. Grieche lebt in Athen. Von der Akropolis aus gesehen erstreckt sich ein endloses, gleichförmiges Häusermeeer bis zum Horizont. Dass wohl auch die Wasserversorgung nicht so ganz mit der Bevölkerungsentwicklung Schritt gehalten hat, bekam ich im Vier- Sterne- Hotel gleich am 2. Abend zu spüren, als abends das Wasser ausfiel - also Katzenwäsche mit dem Mineralwasser aus der Minibar und ungeduscht ab ins Bett.

Nach einer Überdosis Athen ist ein Abstecher auf die Insel Hydra, zwei Stunden entfernt, das perfekte Heilmittel: Diese Insel ist traumhaft, sie wurde früh genug komplett unter Denkmalschutz gestellt und so gibt es dort tatsächlich KEINE Autos, ergo keinen Verkehrslärm, keinen Beton, keine Neonreklame, nichts geschmackloses, nur den idyllischen Hauptort - baulich unverändert - und sonst wenig - Grün, Ruhe, glitzerndes Meer, ein Fest für die Augen. Den Transport besorgen Esel oder die eigenen Füsse, auf jeden Besucher scheint eine Katze zu kommen. Ich hätte ewig bleiben können.

Wieder auf dem Festland und wiederwillig in der Neuzeit angekommen folgten die Höhepunkte Schlag auf Schlag: Das Orakel von Delphi, eine toll erhaltene Anlage, grandios gelegen in einer üppigen, unberührten Natur, selten kann man sich die Antike so gut vorstellen wie dort.

Next Stop: Die Meteora Klöster - absolut grossartig, einmalig durch ihre Lage und Architektur und natürlich durch die menschenleere und unwirkliche Felsenlandschaft in der sie liegen, eine völlig ungewöhnliche Landschaft, die in Europa einzigartig ist, besonders magisch wirkt die Gegend abends, wenn die Tourimassen in ihren Bussen längst verschwunden sind und die Felsen im Sonnenuntergang glühen.

Natürlich habe ich mich auch ausgiebig dem Inselhopping gewidmet ( mit Stopovern in Skiathos mit seinen fast karibischen Stränden und toller Altstadt, Korfu - griech. Schönheit mit Italoflair in Korfu-Stadt und starkem britischen Erbe, wo sonst sieht man Griechen in tadellosem Weiss Sonntags Cricket spielen ?, Zakynthos ( Steilküste und Shipwreckbeach ) , Lesbos ( tolle Natur und Eseltrekking ), Samos ( Ruinen, Strände, wandern ) - schon die Überfahrten auf den Fähren sind ein tolles Erlebnis, besonders bei Sonnenauf - oder Untergang ( ich bin natürlich eher bei Sonnenuntergang gefahren ), jede Überfahrt ist ein bisschen wie eine Kreuzfahrt, und das Gute ist: abends man pennt man dann schön im Hotel statt in der Koje - auch billiger ist es auch. Schon das Beladen mit den Autos und Lastern ist ein Kunststück für sich, jede Fähre hat ihre eigene Horde an schreienden, fuchtelnden Einweisern, die winken und wüten, bis die maximale Beladung erreicht ist: Die Autos werden so eng geparkt, dass kein Streichholz mehr dazwischenpasst.
Ich habe nachher meine Aussenspiegel gar nicht mehr aufgeklappt, denn viele Strassen auf den Inseln sind so eng und der Verkehr ist größtenteils apokalyptisch, so muss Indien sein: Autos natürlich, die sind die langweiligsten Teilnehmer, ausserdem vertreten: Esel, Pferdekutschen, Mofas, Mofas, Mofas und vorallem Scooter, die man auf jeder Insel ausleihen kann, und die bevorzugt von Engländern gesteuert werden, in der Kluft, die der ADAC zum Scooterfahren unbedingt empfiehlt: Helm und Bikini bzw. Badehose, Sunburn. Gerne auch mal auf der falschen Seite, schliesslich war Korfu ja mal britisch. Und dazwischen dann noch in loser Stückzahl Opas auf Fahrrädern, schwankend ob der Beladung auf dem Gepäckträger. Und nachts hat ausser den Autos keiner Licht an. Es gilt das Überraschungsprinzip.

Auch tagsüber ist auf den Strassen einiges geboten: Mütter holen treusorgend ihre Kinder per Mofa von der von Grundschule ab, Richtung Heimat sitzt dann ein Sprössling hinten, Ranzen auf dem Rücken, Nummer zwei steht vorne vor Mama auf dem Trittbrett, habe ich mehrfach gesehen. Auch Hunde werden per Mofa transportiert: Ein Grieche hatte sich seinen Vierbeiner in Doggengrösse wie einen Gürtel quer über den Bauch gelegt, hielt ihn mit einer Hand fürsorglich fest. Helme tragen nur Touristen, der Grieche trägt Handy und Sonnebrille, beides ist natürlich während der Fahrt ständig in Benutzung.

Doch nicht nur die Einheimischen und ihre Bräuche sorgten während meiner Tour für Kurzweil, erstaunlicherweise hatten auch die Touristen in diesem Land erhöhten Unterhaltungswert: In Olympia habe ich einen äusserst vergnüglichen Nachmittag damit verbracht, zu beobachten . wie Besucher aus der ganzen Welt in dem dortigen Stadion bei glühender Sonne für ihre Videocams und Fotoalben ihre eigenen olymp. Spiele zelebriertennachspielen: Vater gegen Sohn, Kämpfe um den Sieg zwischen Eltern und Kindern, Doping, Fehlstarts, Siegerehrungen, Tränen, Medaillenübergabe. Köstlich.

Übertroffen wurden diese Darbeitungen sportlicher Art jedoch von denen kultureller Art im Amphittheater von Epidaurus, welches noch vollständig erhalten ist: vier mittelalte Deutsche fühlten sich auf der Bühne dazu berufen, " Griech Wein " zu schmettern, eine andere Gruppe führte wilde Tänze auf, am meisten Stehvermögen und Showtalent bewies aber ein kleiner, dicklicher Brasilianer, der unentwegt Volkslieder seiner Heimat zum Besten gab, er sang quasi die Greatest Hits Brasil, war ein richtiges Showpony der Gute, er musste von einer griech. Reiseleiterin regelrecht von der Bühne gezerrt werden, damit diese ihrer Gruppe vorführen konnte, dass man den Klang einer fallenden Münze auch nach 2000 Jahren noch in den hintersten Zuschauerreihen hört.

Schliessen möchte ich mit einer fernöstlichen Weisheit, die man als bedrucktes T - Shirt käuflich erwerben kann und die den Beweis liefert, dass bei den Griechen gleichermassen Geschätssinn und Ironie vorhanden sind:

" Hell is...
when the Germans are policemen,
the British are cooks,
the Swiss are lovers,
the French are engineers
and everything is organised by the Greeks !

Heaven is...
when the British are the policemen,
French are the cooks,
the Swiss are the engineers,
Germans are the organizers
and the Greeks are the lovers ! "

In diesem Sinne, auf nach Greece !

Meine Route:
Flug nach Athen / Athen / Insel Hydra / Delphi / Volos, dort per Autofähre auf die Insel Skiathos / Skiathos / zurück nach Volos per Fähre, Autofahrt nach Meteora / Meteoraklöster / Fahrt nach Igoumenitsa, dort Autofähre nach Korfu / Korfu / morgens zurück mit Fähre nach Igoumenitsa, weiter per Auto nach Kyllini , dort per Autofähre auf die Insel Zakynthos / Zakynthos / zurück nach Kyllini, per Auto weiter nach Olympia / Mani: Aeropolis, Kardamili, Vathy u.a. / Nafplio / zurück nach Athen, Abgabe Mietwagen, per Nachtfähre auf die Insel Lesbos / Lesbos / per Personenfähre von Lesbos auf die Insel Samos / Samos / Rückflug von dort