AUSTRALIEN II: Bondi Beach, Blue Mountains, Kultur in Canberra, November 2010 - Januar 2011
Schweren Herzens habe ich mich von Sydney verabschiedet und den Bummelzug in die Blue Mountains genommen.

Immer wenn man sich in einer Stadt halbwegs auskennt, also auch im dunkeln den weg zurück in das richtige Hostel findet, weiss, wo der nächste Supermarkt ist und wo man lecker und günstig essen und emailen kann, heisst es weiterziehen und in einer neuen Stadt wieder bei Null anfangen.

Wenigstens fiel mir der Abschied von meinen drei Zimmergenossinnen in Sydney nicht so allzu schwer, denn english girl hatte in der vorletzten Nacht vor meiner abreise den Liebreiz besessen, in unseren Zimmermülleimer zu kotzen, abends um 23 Uhr, angebl. hatte sie nur 2 Drinks gehabt ! JA SICHER !!! Und morgen fällt grüner Schnee vom Himmel !

Die Blue Mountains werden allenthalben gerühmt für ihre Schönheit und sind auch von der Unesco als Weltnaturerbe anerkannt, aber da sie hier ein bisschen verschwenderisch mit Superlativen umgehen, hatte ich so meine Zweifel, aber es ist wahr, die Blue Mountains sind fantastisch, wunderschön.

Von den Aussichtspunkten sieht man unendlich weit Ketten von Tafelbergen aufragen und dazwischen ist alles grün, bis zum Horizont, man sieht nix anderes. Kein Wunder also, dass die BM für die ersten europ. Siedler viele Jahrzehnte lang als unüberwindbar galten, sie schienen unendlich zu sein, und heute sind sie nur zwei Stunden von den Stränden Sydneys entfernt, diese Stadt ist wirklich lagetechn. schwer zu schlagen.

Im Zug hatte mich ein Student aus Taiwan angequatscht, der seit ein paar Monaten in Brisbane studiert und in den Semesterferien mit seinen zwei chinesischen Studienkumpis ein bisschen in Oz unterwegs ist. Sie wollten wissen, ob ich zufällig wüsste, wo die YHA in Katoomba, unserem Zielort wäre ! Na logisch, die hatte ich doch als Perfektionistin längst in meinen zahlreichen Reiseführern angemarkert und den Weg dorthin auf der Karte markiert.

Beim aussteigen hat dann der kleinste Chinese unaufgefordert meinen tonnenschweren Trolley gegriffen und Richtung YHA gezerrt ( schlechte Wahl !! ), der zweite hat meinen Rucksack getragen und der dritte meine Fresstasche, ich bin in der YHA einmarschiert wie die Königin von China ! Das scheint ein tolles Land zu sein, da achten sie das Alter ! ( oder blonde Frauen mit Locken, weiss nicht so genau ).

Am Nachmittag sind wir dann zusammen gewandert und sie haben erzählt, dass sie schon Gefallen an dem süssen, relaxten, sunny lifestyle der Aussies gefunden haben, ( kein Wunder, Brisbane, wo sie studieren, liegt im tropischen Queensland - und das gilt selbst im relaxten Oz nochmal als relaxt und dem nichtstun zuträglich und zugetan ) und keiner will mehr zurück nach China / Taiwan um dort ein Leben lang rund um die Uhr zu schuften.

Dazu passen auch meine Beobachtungen am Bondi Beach in Sydney, wo ich, ganz unbestechliche Beobachterin der Sitten und Gebräuche Down under, zwecks Erforschung selbiger quasi wissenschaftlich unterwegs war.

An einem Dienstagnachmittag bei schönstem Sonnenschein und gutem Wellengang war der ca. einen kilometer lange, sanft geschwungene Sandstrand zwar nicht hoffnungslos überlaufen, aber doch gut besucht.

Und das waren nicht alles Touris, die sich da aalten, quatschten, surften, schwammen oder flanierten ! Sondern jede menge Aussies im besten, arbeitsfähigen Alter, zumeist tief gebräunt und überwiegend gut gebaut - Surfer wie aus dem Katalog!

Doch zurück vom Beach zu den Blue Mountains: weil ich so begeistert war, habe ich gleich verlängert und bin drei Tage dort geblieben und gehikt, gehikt, gehikt.

Habe mich dann losgerissen, genau rechtzeitig, denn in der Nacht hatte es begonnen zu regnen und so habe ich den Trolley durch den Regen zum Bahnhof gezerrt, bin zurück nach Sydney und von dort per Zug weiter nach Canberra. Leider blieb mir der Regen treu, so dass meine erste Anschaffung in der Hauptstadt ein Regenschirm war und all meine Pläne von Radtouren durch die grünen Strassen von Canberra im Pladdern des Regens untergingen.

Canberra wurde künstlich angelegt, weil sich Sydney und Melbourne beide gegenseitig nicht die Hauptstadt- Rolle gönnten und ist lt. Reisefueher "äusserst weitläufig" ( das kann ich bestätigen ) und "die beste Stadt für entspannte Radtouren zu den zahlreichen Sehenswürdigkeiten" ( es sollte nicht sein ).

Stattdessen bin ich per Bus überall hin und das Beste ist, alles kostet keinen Eintritt, weder das tolle Nationalmuseum, noch die fantanstische Nationalgallerie
( randvoll mit Picasso, Ernst, Matisse, Aboriginiekunst, ... ) oder das
Parlament, oder oder, alles for free.

Doch ich habe genug vom Regen, freier Eintritt hin oder her und hoffe in Melbourne auf besseres Wetter.

Kurz vor meiner Abreise aus Sydney habe ich dort noch einen guten Bekannten entdeckt: ALDI Australia, da habe ich glatt mal Sightseeing in der Filiale gemacht - falls es euch interessiert, in Oz diese Woche im Angebot: Wetsuit für 29.99 Dollar !

Und Haribo haben sie auch, made in Germany. Aber sonst unterscheidet sich das Sortiment total, und fast alles andere wird für Aldi in Australien produziert.

Haribo hat mich auch gar nicht gereizt, aber in einer
schwachen Minute habe ich sehnsüchtig eine Schachtel Käsescheiben im Kühlregal gestreichelt ( hier sehr teuer, daher bisher noch nicht auf meinem Speiseplan, aber irgendwann werde ich sicher schwach, Tagesbudget hin oder her ) - jeder vermisst halt was anderes auf Reisen.