Montag, 5. Dezember 2011
TRANSCANADA - Oktober 2011
Grossartig, wild und weit – Transcanada
Meine Kanadatour startete in British Columbia und war dadurch ab Beginn eine einzige Abfolge von Höhepunkten. Zur Eingewöhnung Vancouver, das mit schöner Regelmässigkeit zu einer der lebenswertesten Städte der Welt gekürt wird, eine Auszeichnung die immer meine Neugier weckt und mich veranlasst, diese Städte mal in Augenschein zu nehmen. Vancouver punktet eindeutig mit seiner fantastischen Lage am Pazifik, und feiert diese auch gebührend, denn fast alle Strassen im Zentrum sind so angelegt, dass man an ihrem Ende das Wasser schimmern sieht.

Weitere Pluspunkte sind der wunderschöne Stanleypark im Zentrum, der sich in den schönsten Farben des Indian Summer zeigte. Und natürlich sind auch die Rockies nicht weit entfernt, so ca. 1,5 Stunden auf dem „ Sea-to-Sky – Highway“, den ich dann auch prompt in Angriff genommen habe und der mich über den bekannten Skiort Whistler weiter zu den Nationalparks Banff und Jasper führte, die sicherlich die bekanntesten Ziele Kanadas sind.

Schon der Weg von Vancouver nach Whistler führt vorbei an unglaublichen landschaftl. Schönheiten, in allen Grün-, Rot- und Geldtönen glühende Indian-Summer-Wälder hinter glasklaren Bergseen, dahinter schneebedeckte Berggipfel, ein absolutes Traumpanorama entlang des Weges, ständig könnte man verzückt anhalten und Speicherkarte um Speicherkarte füllen.

Aber Kanada ist so verwöhnt mit grandioser Landschaft, dass die ganzen Idyllen völlig unbeachtet am Highway liegen, es gibt nicht mal Vistapoints, geschweige denn Unterkünfte, Souvenirbuden oder ausser der Strasse überhaupt ein Zeichen menschl. Besiedelung. In Europa wäre Bergresort an Bergresort gereiht, in Kanada fährt man ungestört an einen endlosen Breitwand-Naturspektakel -Panorama vorbei.

Die beiden Parks sind dann nochmal eine Steigerung, das ist Natur-at-best, ich habe nichts eindrucksvolleres an Berglandschaft bisher gesehen und ich schätze mal, das werde ich auch nicht mehr. Allenthalben werden die Rockies und die beiden Parks für ihre Schönheit gerühmt und ich kann mich da nur anschliessen, vergesst die Schweiz, kiss Austria goodbye !

Verbunden werden Banff und Jasper durch den ca. 250 km langen „Icefield Parkway“ und, ich möchte ja hier keinen mit ständigen Wiederholungen langweilen, aber diese Panoramastrasse ist GROSSARTIG, SAGENHAFT, UNGLAUBLICH, wenn ihr in eurem Leben in Kanada eine Strasse, nur eine Strasse fahrt, nehmt diese
( nächstgelegener Airport: Calgary ) ! Ihr werdet es nicht bereuen. Ein einziger landschaftlicher Ausnahmezustand, ein Höhepunkt, ein fantastisches Panorama reiht sich an das nächste, Berge, Wälder, Gletscher, Wasserfälle, Gipfel, Bergseen mit Farben, die kann man nicht beschreiben, ist es blau, ist es grün ? Diese Farben haben keine Namen. Ich war absolut hingerissen. Gegen Ende der Fahrt taucht dann noch das Columbia Icefield auf, eine der grössten Eisflächen südl. des Polarkreises, mit speziellen gletschertaugl. Fahrzeugen kann man dieses Naturwunder auf Exkursionen hautnah erleben, aber ich war schon zu erschöpft vom Staunen und gucken, konnte gar keine weiteren Schönheiten mehr aufnehmen und bin nach einem kurzen Stop weitergefahren Rtg. Jasper.

Als dann dort in der Abenddämmerung ein ganzes Rudel Hirsche auf Futtersuche neben der Strasse auftauchte, habe ich das schon als ganz normal angesehen, man wird einfach so überwältigt entlang der Strecke, da ist emotional nichts mehr drin an Begeisterung fürs Wildlife – alle Emotionen schon verausgabt along the way.

Aber neben der landschaftl. Schönheit sind Banff und auch Jasper auch berühmt für ihren Tierreichtum und tatsächlich, egal, ob man wandert oder mit dem Auto unterwegs ist in den Parks, man sieht garantiert jede Menge Wildlife – Elche, Hirsche, Rotwild, Rehe, Wölfe, Vögel,.... Aber eigentl. möchten natürlich alle nur eines – Bären sehen, aber leider stehen einfach nicht genug Bären pro Tourist zur Verfügung ! Auch ich habe keinen einzigen zu Gesicht bekommen.

Was es aber im Überfluss zu sehen gibt, sind die kanad. Eichhörnchen, sie gibt es in jeder Stadt, an jedem Ort, überall. In den Parks oder Vorgärten springen sie dutzendfach herum, immer auf der Suche nach Essbarem. Eines habe ich in Toronto im Zustand der absoluten Seeligkeit erwischt, es hatte sich ein Donut erbeutet und ist mit seinem Schatz in Windeseile auf den nächsten Baum gesprungen, um ihn nur ja mit niemandem teilen zu müssen ! Ich konnte es schmatzen hören !

Einmal stand in Banff ein „ Deer „ im Garten meines Hotels und futterte dort ungerührt das Grünzeug. Als ich aufgeregt Meldung bei der Rezeption erstattete, reagierte die Mannschaft ungefähr so aufgeregt, als hätte ich in einer deutschen Grossstadt einem Einheimischen auf der Domplatte eine Taube gezeigt. Der hungrige Feinschmecker komme jeden Tag, meist sogar mit seinen Kumpis, kein Grund zur Verzückung also, Wildlife im Hotelgarten ist einfach schnöder Alltag in Kanada.

Und auf der Fährüberfahrt von Vancouver nach Vancouver Island vernahm ich plötzlich die Ansage des Kapitäns, der seelenruhig verkündete, wer wolle, könne ja mal rechts rausgucken, da gäbe es gerade Wale zu sehen ! Ich liess alles stehen und liegen und rannte wie von der Tarantel gestochen raus auf Deck, Kamera einsatzbereit in der Hand, die meisten anderen Passagiere ( Kanadier wahrscheinlich ! ) hingegen blieben ruhig sitzen, kannten sie wahrscheinlich schon alles, pah, Wale. Sehen wir ja hier dauernd. Auf dem Wasser konnte ich dann neben den Walen noch ein Whale Watching Boot beim Whalewatchen watchen.

Und neben der Natur, wie sind die Städte ? Jede hat ihren eigenen Charme, andere Highlights, ganz besonders hat mir Toronto gefallen, die grösste Stadt des Landes, mit seiner Nähe zu den Niagarafällen ( sind auch ganz toll, nicht sehr tief, aber grandios breit) und seinem kunterbunten Völkergemisch, den vielen quirligen, ethnisch geprägten Vierteln - Little Italy, Portugal, Chinatown, Koreatown, Afrika, Karibik ,…- und den sich daraus ergebenden verschiedenen Läden, Märkten und Restaurants quer durch alle Länder der Welt.

Und dann Montreal, welches das Beste aus beiden Welten vereint – alte und neue Welt in perfekter Symbiose. Ein Stück Frankreich in Kanada, aber ganz entspannt und bilingual, fühlte mich als Besucherin überall willkommen. Die Stadt hat eine schöne Lage am Fluss, überall ist viel Platz, es gibt Parks, Bänke, Bistros, Cafes, franz. Restaurants naturellement, die sonst leider allgegenwärtigen Fast Food Restaurants ( Mc Donalds gehört in Kanada zu den 10 größten Arbeitgebern ! Habe ich gelesen, erschreckend ) muss man mit der Lupe suchen, die Menschen gehen viel zu Fuss, überall hört man „ Salü ! „ und „ Bonjour ! „ , begrüsst wird sich mit Küsschen, der ein oder andere führt sein Baguette unter Arm spazieren, und daneben gibt es noch reizvolle Altstadt und eine Skyline, die für Nordamerika wohl einzigartig ist – lauter Kirchen, Türme und Kuppeln, dahinter die üblichen Skyscraper. Wenn man dann überirdisch alles angesehen und verkostet hat, kann man gleich unterirdisch weitermachen, denn Montreal besitzt die weltweit grösste „ Ville Souterrain „, eine unterirdische Stadt mit Läden, Bars und Restaurants mit einer Gesamtlänge von über 30 Km.

Mein Kanadafazit: Hinfahren !

Das war meine Route: Flug nach Vancouver / Vancouver Island mit Pacific Rim Nationalpark / Whistler / Yoho Nationalpark / Banff Nationalpark / über Icefields Parkway zum Jasper Nationalpark / Edmonton / Crosscanada: Regina / Winnipeg / Thunder Bay / Sault St. Marie / Toronto / Montreal / Quebec / Flug von Montreal nach Chicago, gefahrene Kilometer: 8000 ca.



Donnerstag, 27. Oktober 2011
AUSTRALIEN IV: Wide, wide West - Dezember 2010 - Januar 2011
40 Stunden Zugfahrt im Indian Pacific - ein Tag und zwei Nächte - haben mich über 3000 km von Adelaide nach Perth, in die abgelegenste Grossstadt der Welt gebracht.

Perth liegt näher an Asien als am Rest des Landes. Auf dem Weg dorthin fährt der Zug 470 km lang schnurgerade geradeaus durch die Nullarborplain. Dort sieht es aus wie der Name andeutet - keine Bäume, absolut nichts, sonnendurchglühtes Nirgendwo, so sieht es wahrscheinl. auf dem Mond aus, wenn mal Reisen dorthin angeboten werden, winke ich ab, kenne ich ja jetzt schon !

Alle paar Stunden dann mal Halt im Nirgendwo, wo ein paar australische Glückspilze ausharren müssen, um den Zug mit Frischwasser, Fuel, ... zu versorgen, der zwei mal pro Woche vorbeikommt, ein echter Traumjob, dafür stehen sie sicher Schlange bei Mehdorn Australia !

Kurz die Beine vertreten, Knöchel abschwellen, dann wieder rein in den Zug, für die luxuriöse Version mit Abteil und Schnick und Schnack hat es budgettechnisch nicht gereicht, sondern nur für Liegesessel, ist mit Flugzeugsitz vergleichbar, hat aber mehr Beinfreiheit - 199 austral. Dollar für 3000 km, das ist doch mal ein Bargain ( ein Dollar = ca. 0,77 Euro ).

Trotz angestrengtem Suchens haben wir viechertechnisch in dieser lebensfeindlichen Umgebung wenig gesehen, wahrscheinlich kreuchte und fleuchte es ganz kräftig auf dem Boden, aber auf Fensterhöhe niente, nur drei Emus und paar Adler kreuzten unsere Netzhaut.

Von hunderten möglicher Backpacker-Sitznachbarn hat das Reiseschicksal mir Helmut aus dem Badischen beschert, der gerade Rentner geworden ist und jetzt zwei Jahre unterwegs sein will, seine Frau arbeitet derweil zuhause noch brav weiter. Ich hätte es wirklich schlechter treffen können, denn Helmut ist ein Globetrotter, der die 70er Jahre miterlebt hat, die goldene Zeit, bevor es Reiseführer wie Lonely Planet zum Selberreisen gab und alle naselang ein Hostel und geteerte Strassen in fast jeden Ort auf Erden. Er ist mit seiner Frau mehrmals länger als ein Jahr unterwegs gewesen, meist mit dem Auto ( Bulli ), Pistole im kochtopf versteckt, u.a. sind sie bis Indien gefahren, das ist ja nun wirklich der Hippie- Klassiker ! Ausserdem durch Afrika, den nahen Osten, Asien,... er konnte toll erzählen !

Ausser mit Helmut habe ich mich im Ziug u.a. mit einer Australierin unterhalten, die sich Perth anschauen wollte im Hinblick auf einen möglichen Umzug dorthin von Melbourne. Auf meine Frage, wie lange sie denn schon in Melbourne wohnen würde, sagte sie " Seit April ( 2010 )". Und warum dann so schnell ein Umzug, ist doch keine schlechte Stadt ? Antwort: Es habe soviel geregnet ! Das muss man sich mal vorstellen, 4000 km weit in den Westen ziehen, 3 Zeitzonen entfernt, weg von Familie, Job, Bekannten, Freunden, nur weil es mal ein Jahr lang zuviel regnet !! Wenn alle Europäer so denken und handeln würden, sässen wir alle in Südspanien und der Rest wäre menschenleer !

Ausserdem meinte meine Gesprächspartnerin, sie wolle endlich wieder jeden Tag
" thongs " ( austral. englisch für Flip Flops ) tragen können, die Finger hatte sie natürlich auch schon an.

Exkurs: Thongs gehören zu Australien wie Kängurus. Es gibt quasi keine andere Fussbekleidung. Nur bei der Arbeit, da tragen Banker und andere Schreibtischtäter - wahrscheinlich zähneknirschend - dunkle, geschlossene Schuhe, aber sonst - Thongs, soweit das Auge reicht, im Bush, in der Stadt, am Strand sowieso, überall, schon Babies im Kinderwagen haben sie an den Füssen, es gibt ganze Schuhläden nur mit Thongs !! Ansonsten aber ingesamt nur wenig Schuhläden, klar, siehe oben. Frauen tragen hier entweder Thongs oder High heels, dazwischen gibt es nix.

Auch Michaela aus Berlin, die seit drei Jahren in Australien und Neuseeland umher reist und arbeitet, hatte sich schon bestens akklimatisiert, wir teilten ein Zimmer im Blue Mountains Hostel, sind dann zusammen gewandert und was hatte sie an ... richtig ! Fünf Stunden wandern in Flip Flops, für Michaela kein Problem, sie hat gar keine anderen Schuhe mehr ! Die Australier sollten sie einbürgern meine ich. Ehrenhalber.

Wenn ihr euch trotz eines Blickes auf die Fussbekleidung noch immer nicht sicher seid, ob ihr es mit einem Australier zu tun habt, dann müsst ihr euch nur mit einem Guidebook oder Stadtplan in irgendeine beliebige Stadt stellen, schwupps, erscheint ein hilfreicher Aussie neben euch, das kann Mann, Frau, Kind sein, sobald sie sprechen können eilen sie zur Hilfe.

Am Anfang habe ich dann auch immer nach dem Ort gefragt, den ich gesucht habe, manchmal waren das halt auch recht schwierige oder travelspezifische Sachen, z.b. das nächste Quantasoffice, solange der Aussie dann helfen kann und Bescheid weiss, ist alles bestens, aber wehe, sie wissen es nicht, dann rennen sie los und fragen andere, bis sie die Antwort haben und helfen können, mittlerweile bringe ich das nicht mehr übers Herz und frage sie immer was ganz einfaches, an dem ich vor 30 Sekunden vorbeimarschiert bin, dann sind sie glücklich, bringen mich dorthin und gehen frohgemut ihres Weges. Ich warte dann kurz ab, suche die nächste Toilette / Umkleidekabine, schliesse mich ein und lese dann weiter den Stadtplan / Guidebook. Zur Nachahmung empfohlen.

In Adelaide habe ich den wirklich total netten und freundlichen Schaffner nach einem historischen Hotel gefragt, das ich mir angucken wollte, er kannte es nicht, oh weh, da hat er mit seinem privaten Handy die Zentrale angerufen, sich dort durchgefragt, bis einer Ahnung hatte, mir dann die Adresse aufgeschrieben und noch die genaue Busverbindung ! Ich sage mal, in der KVB / BVB wäre das etws anders gelaufen !

Doch zurück zur Reiseroute: nach drei Tagen in Perth habe ich todesmutig wieder ein Auto gemietet und cruise gerade im Südwesten unterhalb von Perth Rtg. Esperance umher.

Hier gibt es fantastische Karri-Wälder, karibische Strände, Nationalparks, Weinanbau, es ist landschaftlich eine der schönsten Ecken Australiens bei „relativ“ kurzen Distanzen. Manche Australier sehen hier den ersten Baum ihres Lebens.



AUSTRALIEN V: Finish: Go West, Regen im Red Center, Sail the Whitsundays ! Januar 2011
Seit ich das letzte Mal vor einem Computer gesessen habe, ist einige Zeit vergangen, es waren turbulente Wochen, ich habe mehrere Touren gemacht, in abgelegenen Gegenden gecampt, bin durch Canyons gewandert, habe Uluru bewundert ( im Regen ), bin in den Tropen gesegelt. .. und habe tausende von Kilometern zurückgelegt, per Bus, Bahn, Flieger und Segelboot.

Dies schreibe ich aus dem tropischen Teil Australiens, aus Cairns, welches von den Überschwemmungen in Queensland zum Glück nicht betroffen ist.

Überhaupt habe ich eine Menge Glück gehabt, die ganzen Katastrophen, die Australien in diesem Jahr fast apokalypsenartig getroffen haben, habe ich immer ungeplant geschickt umschifft. Wenn hier nicht langsam die Auswahl im Supermarkt schrumpfen würde und ohne die Berichte von anderen Travellern, die nicht so viel Glück hatten wie ich, wüsste ich über das Ausmass der Flutkatastrophe(n) gar nicht Bescheid, denn selig ist der Traveller in seiner sorgenfreien Welt - kein Fernsehen, keine Nachrichten, keine Zeitungen, kein Radio - no bad news - immer nur den nächsten Tag im Auge: was werde ich morgen schönes sehen, was unternehmen ?

Zuletzt war ich ja längere Zeit im australischen Westen unterwegs, wo aufgrund von Überflutungen - deja vue - nicht feststand, ob meine gebuchte 10 Tage- Tour von Perth nach Broome hoch über ca. 2600 km stattfinden würde.

Nun, ich hatte wieder einmal Reiseglück, sie haben die Tour durchgeführt, allerdings mit einigen Änderungen, da die Küstenstrasse flutbedingt stellenweise gesperrt war, sind wir über den Highway im Inland gefahren. dadurch wurden die Fahrtage extrem lang, denn diese Strecke ist viel weiter und vorallem wurde es unvorstellbar heiss, bei einem Roadhouse- Stop haben wir 48 Grad Celsius gemessen - im Schatten ! Manchmal ging ein Wind, aber dieser war wie Feuer, er hat einem richtig die Augen verbrannt, so, wie Aufguss in der Sauna, wenn man mit dem Handtuch angewedelt wird ! Definitiv zu heiss für menschliche Besiedlung, diese Gegend nach meiner Meinung !

Durch die gänderte Route wurde es leider auch nix mit X-mas am Strand, wir waren stattdessen auf einer riesigen Farm im Outback, mollig warm war es dort, s.oben, aber wir haben ein zünftiges BBQ gemacht und Lagerfeuer mit Gitarrenspiel gab es auch ( heiss war es ja eh schon ! ).

Nach zwei 12- Stunden-Fahrtagen kamn wir dann im Karinjini Nationalpark an, wo wir als erstes an einem Wasserfall mit Badelagune gestoppt haben, so schnell war wohl noch nie ein Bus im Wasser !!

Dort haben wir drei Nächte gecampt, aufgrund der Hitze gleich ohne Zelt - und den Schlafsack brauchte man auch nicht, einfach in Shorts und T- shirt ( Männer auch ohne ) hinlegen und den Sternenhimmel bewundern, gefroren hat keiner die Nacht über.

Tagsüber sind wir dann immer in verschiedenen Canyons gewandert, geklettert und geschwommen, denn jede Schlucht hatte irgendwo eine Badestelle, jede war anders und jede wunderschön, mal mit Wasserfall, mal ohne.

Abkühlung war auch dringend nötig, denn die Felsen waren so heiss, dass keiner ohne Schuhe darauf laufen konnte, auch nicht kurz, um nur ins Wasser zu gelangen, dafür hätte man Fakir sein müssen !

Auf der Höhe von Coral Bay an der Westküste konnten wir dann auch wieder den Küstenhighway befahren und es wurde wieder etwas kühler, ab dort nahm die Tour ihren normalen Verlauf, wir sind der Küste gefolgt bis hoch nach Broome, der Stadt der ehemaligen Perlentaucher mit einem der schönsten Strände Australiens - dem Cable beach - kilometerlang mit azurblauem Wasser und endlos breitem Sandstrand, so weit das auge reicht ! Die Sonnenuntergänge dort sind absolut einmalig - „ Awesome ! „, wie die Aussies sagen würden.

Von Broome bin ich dann mit Quantas nach Darwin geflogen, das ist oben im tropischen Norden, einige der Tour, die sich budgetweise gegen einen Flug entschieden hatten sahen sich mit der Aussicht auf eine 27-Stunden-Busfahrt von Broome nach Darwin konfrontiert, ich habe angesichts dieser Alternative jede Minute des 90-Minuten-Fluges genossen und restlos alles aufgegessen, was serviert wurde ! Ein Hoch auf Quantas, die wirklich jeden Winkel dieses Riesenlandes mit jedem anderen Winkel verbindet.

Von Darwin ging es dann weiter für 24 Stunden mit dem Zug, dem Ghan, dessen Route quer durch Australien erst 2004 komplett fertiggestellt wurde, schnurgerade fährt er aus den Tropen runter in das rote Herz Australiens, das red centre, nach Alice Springs.

Von dort habe ich dann eine tour nach Uluru ( Ayers Rock ) gebucht und, obwohl es normalerweise die heisseste Zeit im Outback ist, absoluter Hochsommer mit knochentrockener Hitze und ca. 50 Grad, hat es am magischen Berg geregnet ! Und zwar in Strömen ! Unser Guide war hin und weg, das hatte er in den ganzen Jahren noch nie erlebt, nur ca. 1 % aller Touris erleben Regen am Uluru, und ich war dabei.

Jedenfalls war es ein tolles Schauspiel, absolut einmalig, denn es haben sich sofort riesige Wasserstrassen gebildet, die kreuz und quer über den Felsen geflossen sind, teilweise kamen sogar Wasserfälle zustande. Unglaublich. Der 9- km- Basewalk um den Felsen glich dann einer Kanutour, teilweise war der Weg knietief unter Wasser, obwohl es schon längst wieder aufgehört hatte zu regnen, also Hose hochgekrempelt und Schuhe nassgemacht.

Und auch das Campen wurde dann ein bisschen ungemütlich, denn die Touren sind alle nur auf trockenes Wetter ausgerichtet und dementsprechend ist auch nur die Ausstattung, habe also im Bus gepennt.

Von Alice Springs hat mich die bewährte Quantas dann wieder in eine komplett andere Zeit- und Klimazone geflogen - hoch in den tropischen Norden, an die Ostküste Queenslands, nach Cairns. Schwül - warme Luft und wedelnde Palmen zur Begrüssung, ich liebe Cairns, es ist ein nettes tropisches Städtchen mit einer tollen Promenade am Strand lang und einer relaxten Atmosphäre, ich war 2004 schon einmal dort gewesen.

Lange konnte ich aber kein Wiedersehen feiern, denn am nächsten Tag hiess es mal wieder rein in den Bus, 11 stunden per Greyhound Australia haben mich die Küste runter gebracht nach Airlie Beach, dem Tor zu den Whitsunday Inseln, einem der schönsten Segelreviere der Welt.

Auch dort war ich 2004 schon einmal gewesen, aber für einen längeren Segeltörn hat damals die Zeit nicht gereicht, habe damals nur einen Daytrip gemacht, und mir geschworen, wiederzukommen, mit Geld und Zeit.

Durch die Flut hatte es viele Stornierungen gegeben und so konnte ich direkt am nächsten Tag lossegeln.

Ich hatte mich für ein klassisches Segelboot, die "Derwent Hunter", entschieden, ein " tall ship boat ", 70 Jahre alt, wunderschön, aus Holz gebaut, mit genug Platz zum sitzen und liegen an Deck und recht grossen Kabinen. Vier Mann Besatzung haben sich um 13 Gäste gekümmert ( normalerweise bis 19 Gäste ).

Es war der Himmel auf Erden, man musste keinen Finger rühren und vorallem - NO CAMPING, wenns regnete, ab in die Kabine ! Quasi ununterbrochen gab es was zu essen, denn die Vorräte waren für 19 Gäste berechnet !

Ich hätte ewig so weitersegeln können ! Segeln in den Tropen ist definitiv ein Traum: das klare, türkise Wasser, der blaue Himmel, eine tropische Insel nach der anderen zieht vorbei, 74 Inseln gibt es insgesamt im Whitsunday Archipel, nur 7 sind bewohnt bzw. mit Hotels bebaut, der Rest steht unter strengem Naturschutz.

Schnorcheln mit Turtels und bunten Fischen, einfach vom Boot ins warme Meer springen, als wir abends geankert haben, sind Delfine ums Boot geschwommen ! Magic.

Mit diesem Höhepunkt als Abschluss sind meine australischen Abenteuer beendet, von Cairns aus fliege ich über Singapur zurück nach Deutschland.

Meine Route:
Flug nach Hongkong / Stopover in HK / Weiterflug nach Sydney / Blue Mountains: Katoomba / Canberra / Melbourne / Great Ocean Road / Grampians Nationalpark / Adelaide / per Zug ( Indian Pacific ) von Adelaide nach Perth / Pemberton / Albany / Esperance / Cape Le Grand Nationalpark / Perth / Tour Perth - Broome über Karinijini Nationalpark, Coral Bay u.a. / Broome / Flug nach Darwin / Darwin - Alice Springs mit Ghan Train / Tour zum Uluru ab/bis Alice Springs / Flug nach Cairns / Airlie Beach / Whitsunday Segeltörn / Cairns / Rückflug mit Stopover in Singapur



Mittwoch, 26. Oktober 2011
AUSTRALIEN II: Bondi Beach, Blue Mountains, Kultur in Canberra, November 2010 - Januar 2011
Schweren Herzens habe ich mich von Sydney verabschiedet und den Bummelzug in die Blue Mountains genommen.

Immer wenn man sich in einer Stadt halbwegs auskennt, also auch im dunkeln den weg zurück in das richtige Hostel findet, weiss, wo der nächste Supermarkt ist und wo man lecker und günstig essen und emailen kann, heisst es weiterziehen und in einer neuen Stadt wieder bei Null anfangen.

Wenigstens fiel mir der Abschied von meinen drei Zimmergenossinnen in Sydney nicht so allzu schwer, denn english girl hatte in der vorletzten Nacht vor meiner abreise den Liebreiz besessen, in unseren Zimmermülleimer zu kotzen, abends um 23 Uhr, angebl. hatte sie nur 2 Drinks gehabt ! JA SICHER !!! Und morgen fällt grüner Schnee vom Himmel !

Die Blue Mountains werden allenthalben gerühmt für ihre Schönheit und sind auch von der Unesco als Weltnaturerbe anerkannt, aber da sie hier ein bisschen verschwenderisch mit Superlativen umgehen, hatte ich so meine Zweifel, aber es ist wahr, die Blue Mountains sind fantastisch, wunderschön.

Von den Aussichtspunkten sieht man unendlich weit Ketten von Tafelbergen aufragen und dazwischen ist alles grün, bis zum Horizont, man sieht nix anderes. Kein Wunder also, dass die BM für die ersten europ. Siedler viele Jahrzehnte lang als unüberwindbar galten, sie schienen unendlich zu sein, und heute sind sie nur zwei Stunden von den Stränden Sydneys entfernt, diese Stadt ist wirklich lagetechn. schwer zu schlagen.

Im Zug hatte mich ein Student aus Taiwan angequatscht, der seit ein paar Monaten in Brisbane studiert und in den Semesterferien mit seinen zwei chinesischen Studienkumpis ein bisschen in Oz unterwegs ist. Sie wollten wissen, ob ich zufällig wüsste, wo die YHA in Katoomba, unserem Zielort wäre ! Na logisch, die hatte ich doch als Perfektionistin längst in meinen zahlreichen Reiseführern angemarkert und den Weg dorthin auf der Karte markiert.

Beim aussteigen hat dann der kleinste Chinese unaufgefordert meinen tonnenschweren Trolley gegriffen und Richtung YHA gezerrt ( schlechte Wahl !! ), der zweite hat meinen Rucksack getragen und der dritte meine Fresstasche, ich bin in der YHA einmarschiert wie die Königin von China ! Das scheint ein tolles Land zu sein, da achten sie das Alter ! ( oder blonde Frauen mit Locken, weiss nicht so genau ).

Am Nachmittag sind wir dann zusammen gewandert und sie haben erzählt, dass sie schon Gefallen an dem süssen, relaxten, sunny lifestyle der Aussies gefunden haben, ( kein Wunder, Brisbane, wo sie studieren, liegt im tropischen Queensland - und das gilt selbst im relaxten Oz nochmal als relaxt und dem nichtstun zuträglich und zugetan ) und keiner will mehr zurück nach China / Taiwan um dort ein Leben lang rund um die Uhr zu schuften.

Dazu passen auch meine Beobachtungen am Bondi Beach in Sydney, wo ich, ganz unbestechliche Beobachterin der Sitten und Gebräuche Down under, zwecks Erforschung selbiger quasi wissenschaftlich unterwegs war.

An einem Dienstagnachmittag bei schönstem Sonnenschein und gutem Wellengang war der ca. einen kilometer lange, sanft geschwungene Sandstrand zwar nicht hoffnungslos überlaufen, aber doch gut besucht.

Und das waren nicht alles Touris, die sich da aalten, quatschten, surften, schwammen oder flanierten ! Sondern jede menge Aussies im besten, arbeitsfähigen Alter, zumeist tief gebräunt und überwiegend gut gebaut - Surfer wie aus dem Katalog!

Doch zurück vom Beach zu den Blue Mountains: weil ich so begeistert war, habe ich gleich verlängert und bin drei Tage dort geblieben und gehikt, gehikt, gehikt.

Habe mich dann losgerissen, genau rechtzeitig, denn in der Nacht hatte es begonnen zu regnen und so habe ich den Trolley durch den Regen zum Bahnhof gezerrt, bin zurück nach Sydney und von dort per Zug weiter nach Canberra. Leider blieb mir der Regen treu, so dass meine erste Anschaffung in der Hauptstadt ein Regenschirm war und all meine Pläne von Radtouren durch die grünen Strassen von Canberra im Pladdern des Regens untergingen.

Canberra wurde künstlich angelegt, weil sich Sydney und Melbourne beide gegenseitig nicht die Hauptstadt- Rolle gönnten und ist lt. Reisefueher "äusserst weitläufig" ( das kann ich bestätigen ) und "die beste Stadt für entspannte Radtouren zu den zahlreichen Sehenswürdigkeiten" ( es sollte nicht sein ).

Stattdessen bin ich per Bus überall hin und das Beste ist, alles kostet keinen Eintritt, weder das tolle Nationalmuseum, noch die fantanstische Nationalgallerie
( randvoll mit Picasso, Ernst, Matisse, Aboriginiekunst, ... ) oder das
Parlament, oder oder, alles for free.

Doch ich habe genug vom Regen, freier Eintritt hin oder her und hoffe in Melbourne auf besseres Wetter.

Kurz vor meiner Abreise aus Sydney habe ich dort noch einen guten Bekannten entdeckt: ALDI Australia, da habe ich glatt mal Sightseeing in der Filiale gemacht - falls es euch interessiert, in Oz diese Woche im Angebot: Wetsuit für 29.99 Dollar !

Und Haribo haben sie auch, made in Germany. Aber sonst unterscheidet sich das Sortiment total, und fast alles andere wird für Aldi in Australien produziert.

Haribo hat mich auch gar nicht gereizt, aber in einer
schwachen Minute habe ich sehnsüchtig eine Schachtel Käsescheiben im Kühlregal gestreichelt ( hier sehr teuer, daher bisher noch nicht auf meinem Speiseplan, aber irgendwann werde ich sicher schwach, Tagesbudget hin oder her ) - jeder vermisst halt was anderes auf Reisen.



AUSTRALIEN I: Annäherung: Über Hongkong nach Sydney, November 2010
Aus Hong Kong nach Sydney zu kommen, grösser kann der Kontrast zwischen zwei Städten kaum sein, man könnte glauben, nicht nur den Kontinent sondern gleich den Planeten gewechselt zu haben.

HK, wo man nur zwischen Shops und Hochhäusern herumspaziert, Bürgersteige gibt es über weite Strecken gar nicht, jedenfalls nicht im herkömmlichen Sinn, die Fussgänger wurden eine Etage hochgelegt, man läuft auf überdachten Walkways, hoch über den Strassen, diese führen immer wieder in riesige Malls rein und irgendwo wieder raus, oft muss man die Etagen wechseln, man verliert zwischen den ganzen glitzernden Konsumtempeln total die Orientierung, ging mir jedenfalls so, weil man irgendwie zwischen den Hochhäusern steckt, die alle gleich aussehen, es gibt keinen freien Blick, um sich einen Überblick zu verschaffen.

Für Shopaholics definitv ein Paradies, alle Malls haben jeden Tag geöffnet bis spät in die Nacht, manche sogar round the clock, es gibt jede erdenklich Luxusmarke und auch sonst alles, was jemals auf diesem Planeten produziert wurde, riesige chinesische Märkte und Ladenstrassen, jedes Haus ist ein Shop, und die Skyline ist der Hammer, HK hat mehr Wolkenkratzer als New York und diese stehen wesentl. enger beisammen, da es nur ganz wenig Platz zum bauen gibt, denn die Insel ist unglaublich steil, hinter den Wolkenkratzern steigt dann auch direkt grüner Regenwald die Hänge hoch, das ist schon irre anzusehen.

Tja und dann nach Sydney, wo das Wasser nie weit entfernt ist und es über 100 Strände in Stadtnähe geben soll, darunter auch den weltberühmten Bondi Beach, die Sydneysider schwimmen vor, nach und anstelle der Arbeit, wie mein Reiseführer weiss.

Und wenn ich mich hier so umschaue, kann ich gar nicht glauben, dass überhaupt einer arbeiten geht ! Den dritten Tag in Folge bin ich bei strahlend blauem Himmel aufgewacht und bei angenehmen 25 Grad ca, dazu geht immer eine frische Brise vom Meer, wer kann sich angesichts dieser Versuchungen ernsthaft mit der (elektron. oder auch nicht ) Akte befassen ?

Und dann gibt es so unendlich viel Platz und ein wunderschöner, gepflegter, engl. Park wechselt sich mit dem nächsten ab, alles im Stadtzentrum. + überall Cafes, Restaurants, Bänke, natürlich immer mit Opern und / oder Harbourbridge-blick, ist klar !

Und überall ist hier schon für X - mas geschmückt, schon strange, im schönsten Sommerwetter überall Weihnachtsbäume/ -sterne blinken zu sehen.



AUSTRALIEN III: Melbourne, Goldrush, Great Ocean Road - November / Dezember 2010
Per Greyhound - Bus ging es über Nacht von Canberra nach Melbourne, und der Bus war so rappelvoll, dass wir uns vor Abfahrt alle hinsetzen mussten und der Busfahrer zweimal durchgezählt hat, ob es noch irgendwo einen freien Sitzplatz gibt, denn dummerweise hatte er einen Passagier zuviel. Doch vergebens, der arme Junge hat sich dann schicksalergeben in Canberra um Mitternacht bei Regen auf die total gemütliche Bank vor dem Greyhound - Terminal zum pennen gelegt, ich habe es mit meinen eigenen Augen aus dem Busfenster gesehen, denn ich hatte zum Glück einen Sitzplatz !

Nach dieser Tour habe ich erstmal vier Tage in Melbourne verbracht, dass keine so spektakuläre Lage hat wie die grosse Rivalin Sydney aber mir vom Stadtbild her besser gefällt, denn es gibt mehr alte Bauten im Central District, weniger Skyscraper und die Stadt besitzt eine angenehme britische Prägung, sie wirkt europäischer als Sydney, z.b rattern jede Menge Strassenbahnen durch die Stadt.

Von Melbourne habe ich einen Tagestrip nach Ballarat unternommen, einstmals ein verschlafenes Nest, bis der Goldrausch ausbrach und dem Ort zu
ungeahnten Reichtum verhalf - es wurde bautechnisch richtig rangeklotzt und mit dem Geld um sich geworfen, viele dieser Bauten stehen noch und mit ein bisschen Phantasie und den alten Bildern, die im Ort hängen, fühlt man sich in den wilden Westen zurueckversetzt, auch wenn die Strassen jetzt natürlich geteert sind und die Australier dort auch lieber per Auto als per Pferd unterwegs sind.

Ich habe es ihnen nachmacht und mir todesmutig ein Auto gemietet, um die "Great Ocean Road" westlich von Melbourne zu erkunden, eine der schönsten Strecken Australiens, die über weite Strecken direkt am Meer entlangführt, und tatsächlich wirkt es mitunter so, als würde einem das Wasser ins Auto schwappen.

Da ich den Wagen in Melbourne abholen musste, habe ich Blut und Wasser geschwitzt, bei dem Versuch, das Auto heil durch den Linksverkehr raus aus der Stadt zu lotsen, Verfahren war natürlich unvermeidlich. Und auch am dritten Tag bleibt der verdammte Linksverkehr gewöhnungsbedürftig, regelmässig schliesse ich morgens die falsche Seite auf, um dann festzustellen, dass irgendwie rechts das Lenkrad fehlt ! Und blinken gelingt auch nicht so ganz, stattdessen betätige ich immer munter den Scheibenwischer ! Wenigstens habe ich ein Automatikauto, sonst wäre ich komplett überfordert !

Ich scheine aber nicht die einzige mit Anpassungsschwierigkeiten zu sein, denn alle paar Kilometer stehen Schilder an der Strasse " drive left in australia " inkl. Pfeilen zur Erinnerung !

Die hohe Konzentration auf die richtige Seite in Verbindung mit dem strengen Tempolimit ( höchstens mal 100, meist sind aber nur 60 oder 70 erlaubt ) haben aber dazu geführt, dass ich einiges an Wildlife entdeckt habe - aus dem Auto raus.

Einmal ist ein Känguru mitten über die Strasse gehüpft, rein in den Wald ( dieses idiotische Verhalten ist auch der Grund dafür, dass viele Australier nachts nach Möglichkeit nicht Auto fahren, aber ich war am hellichten Tag unterwegs ) und dann habe ich Koalas gesehen, ein halbes Dutzend, mitten beim futtern auf Eukalyptusbaeumen, manche waren nur einen Meter über meinem Kopf !

Und überraschenderweise war auch Melbourne safarimässig ein Volltreffer, dort gibt es am Strand von St. Kilda eine Zwergpinguinparade, jeden Abend bei Einbruch der Dunkelheit kommen die Pingus vom jagen zurück und watscheln über den Strand auf die Felsen zurück, manche hopsen auch fotogen von Fels zu Fels, wirklich total putzig. Ich bin gleich zwei Abende hintereinander hingegangen. Und auf dem Rückweg zur Strassenbahn im Park habe ich dann noch einen Haufen Oppossums gespottet, die dort auf einem Baum herumsprangen. Das wars bis jetzt an putzigem Getier vor der Linse, Schlangen, Bettwanzen und ähnl.
habe ich nicht getroffen und auch keine Sehnsucht !



ENGLAND, IRLAND: Alle Farben grün, Schlösser, Burgen und der Lake District, März / April 2011
Der englische Lake District, im Norden gelegen, liess mit seiner Schönheit schon die romantischen Dichter Englands im 18. und 19. Jahrhundert
in Verzückung geraten, etliche haben hier in der Gegend gelebt und gedichtet, sind zur Inspiration die Berge auf- und abgestiefelt, ich habe es ihnen zwei Tage lang gleichgetan ( ohne Dichtung ).

Vor dem Lake District war ich in Irland unterwegs, der sogen. grünen Insel. Dort gibt es wirklich unzählige Grüntöne, die kann man gar nicht zählen und der Grund für all die grüne Herrlichkeit ist auch schnell gefunden, ein Blick zum Himmel
schafft Aufklärung: Es regnet wahrlich desöfteren, aber zum Glück nie lange am Stück.

In Irland bin ich eine Woche rumgefahren, von Dublin nach Dublin, von dort mit der Autofähre wieder zurück nach England. Den Ring of Kerry habe
ich leider nur bei grauem Wetter erlebt, aber die grossartigen Cliffs of Moher präsentierten sich dann bei herrlichem Sonnenschein. Und Dublin ist auch klasse, bunt, lebendig und voller junger Leute.

In England habe ich auch schon viele tolle Städte gesehen, angefangen direkt mit Canterbury, wo ich nach Ankunft in Dover als erstes übernachtet habe : ein reizendes Staedtchen mit einer Riesenkathedrale, Stadtmauer und einer entzückenden Innenstadt ( autofrei ), Brighton, Oxford und vorallem Bath, das mir bis jetzt am allerbesten gefallen hat, eine super Stadt !

Aber das allerbeste an England finde ich sind die Schlösser, Burgen, Cottages, Landhäuser, Parks und fantastischen Gärten, die man dort im Überfluss sehen kann. Die meisten verwaltet der National Trust und als Mitglied dort hat man fuer eine Jahresgebuehr von 50 Pfund ein Jahr lang freien Eintritt in Hunderten von Gebäuden, Parks und Gärten, auch Stonehenge gehört dem Trust. Eine meiner ersten Amtshandlungen auf englischen Boden war daher der Erwerb der Mitgliedschaft und seitdem bin ich eifrig unterwegs, das NT -Handbook mit allen Besitztümern des Trust ist meine Bibel.

So lustwandele ich dann durch fantast. Anwesen, drumrum unendliche Hektar an Park, alles perfekt gepflegt und erfreue mich an den Geschichten und Skandalen der meist ebenso reichen wie exzentrischen Vorbesitzer, herrlich !

Auf einer solchen Tour in Cornwall gucke ich in einem - noch bewohnten - Schloss beiläufig auf ein Foto auf einer Kommode, darauf blickt mir ein segelohriger Mann mit einer unattraktiven Frau im Arm und die Besitzerfamilie entgegen - Prinz Charles war mit Camilla kürzlich zum Tee dort.

Und wenn man dann abends mangels Abstammung vom Hochadel wieder sein Haupt in der Yha zur Ruhe betten muss, ist das auch gar nicht so schlimm, denn die Yhas in England und Irland, in denen ich bisher geschlafen habe, können sich durchaus sehen lassen: darunter waren ein ehemaliges Kloster, wo Jesus mit Heiligenschein und ausgebreiteten Armen den Parkplatz beschützte und das Frühstück in der ehemaligen Kirche serviert wurde, eine Riesenvilla hoch über der Stadt Bath mit hunderten von Metern Auffahrt und ein Herrenhaus in Cornwall, wo die Lounge grösser war als manches Hotel und abends der Kamin knisterte.

Deutsche Touris sind wenige unterwegs, überwiegend sind die Engländer auf Tour in der Heimat, mit Engländer komme ich super klar, die haben immer Lust auf ein kleines Schwätzchen, jeder hat ein freundliches Wort und einen Scherz sowieso auf den Lippen. Und als der erste Engländer mir erzählte, dass die Deutschen die beliebteste Nation in England seien, dachte ich noch, dem haben sie was in den Tee getan, der redet wirr, aber es stimmt, andere Quellen haben dieses unglaubliche Ranking bestätigt !

Ein Deutscher, den ich aber getroffen habe war Olaf aus Köstritz, der in seinen Urlauben immer durch Länder mit I radelt - dieses Jahr war er in Irland unterwegs, 17 Tage hat er für die Umrundung der gesamten Insel gebraucht, Island und Italien hat er auch schon abgestrampelt, jetzt gehen ihm die europ. Laender aus - habe ihm Indien und Iran vorgeschlagen. Er hat mich sogar in den Männer- Dorm geschmuggelt, damit ich sein "I - Länder Bike" mit eigenen Augen sehen und gebührend bewundern konnte - er hatte es am Bettrahmen angekettet !

Meine Route: Canterbury ( mit Eurostar ) / Dover / Brighton / Bath / Stonehenge / Penzance (Cornwall) / St. Ives / Dartmoor NP / Oxford / Holyhead ( Wales ) / per Autofähre nach Dublin, Irland / Ring of Kerry / Galway / Cliffs of Moher / Dublin / per Autofähre zurück nach Holyhead, GB, weiter nach Ambleside ( Lake District ) / York / Hawes ( Yorkshire Dales ) / Edinburgh, Schottland



FRANKREICH: Hummerbecken im Supermarkt, Mai / Juni 2011
Ich glaube, Frankreich ist das einzige Land, wo im Provinzsupermarkt riesige Becken mit lebenden Hummern stehen, und der Fischfachverkäufer einem das gewünschte Exemplar fürs Abendessen aus dem Becken fischt ! Ausserdem kann man aus einem kilometerlangen Käsesortiment auswählen und allein das durchschnittl. Weinangebot würde bei uns manchen Supermarkt komplett füllen; wahrlich, die Franzosen sind vom Essen besessen !

Gut für den Touristen, denn so ausgezeichnet und preiswert kann man in keinem anderen europ. Land essen: Mittags gibt es in jedem Ort in fast allen Restaurants dreigängige Mittagsmenüs für Preise zwischen 10 und 12 Euro. Ab 12 Uhr heisst es sich schnell entscheiden und einkehren, denn dann lassen alle arbeitenden Franzosen kollektiv den Stift fallen, Läden werden geschlossen, keiner ist mehr erreichbar, Frankreich sitzt zu Tisch, blitzschnell füllen sich die Restaurants, drei Gänge werden in geselliger Runde gefuttert und natürlich trinken alle Wein zum Essen, gar keine Frage. Das ist wirkl. mal eine willkommene Abwechlsung zu der sonst üblichen öfters mal trostlosen Traveller-Ernährung.

Es fällt wirklich leicht, an dem franz. Lebensstil Gefallen zu finden.

Egal, wieviele Jahre man Französisch in der Schule gelernt hat oder wie oft man schon in Frankreich war, es gibt immer wieder Vokabeln rund ums Essen, die man noch nie gehört hat und die einen ratlos vor den Speisekarten stehen lassen, es muss Tausende von Begriffen geben, manche Bestellung hat daher ziemlichen Roulette-Charakter.

Und wenn man gerade nicht beim Essen sitzt oder durch die Super- oder Wochenmärkte schlendert, kann man tolle Städte und liebliche Dörfer ansehen, über 120.000 km Wanderwege marschieren, in Atlantik oder Mittelmeer baden, unendlich viele Schlösser und Burgen besichtigen ( mit und ohne Geist ), endlos durch schöne Landschaften fahren, es gibt Flüsse, Berge, Höhlen, Grotten, ..., ich würde mal sagen, die Franzosen haben wirklich Glück gehabt mit ihrem Land !

Nicht zu vergessen die ganzen verlockenden Weintastings, oder doch lieber die Cidre / Champagner / Cognac - Route ... nehmen ? Sante !

Ich habe den alkoholischen Versuchungen weitestgehend widerstanden und bin bei schönstem Wetter über die Normandie und Bretagne mit einem Abstecher zu den Schlössern der Loire ( fantastisch ! ) immer weiter südwärts an der französischen Atlantikküste entlanggereist, next stop: Spain.

Meine Route: Rouen / St. Malo / Mont St. Michel / Perros Guirec / Bayeux / Honfleur / Etretat / Tours / Schlösser der Loire: u.a. Blois, Chenaunceau , Chateau d`Usse, Villandry / Lorient / Quimper / La Rochelle / Bordeaux / St. Emilion / schwarzes Perigord: u.a. Höhle von Lascaux / Albi / Biarritz / St.-Pied-le-Pont / weiter nach Spanien



SPANIEN: Sierra, Pilger, Mittelmeer, Juni / Juli 2011
Mein erster Stop in Spanien nach Frankreich war ja San Sebastian im Baskenland und selbst wenn ich das Grenzschild nicht gesehen hätte, spätestens beim Bummel durch die Stadt wäre mir sofort klar geworden, dass ich nicht mehr in Frankreich sein konnte: Dieses pralle Leben auf der Strasse, das muntere Treiben, alle Cafes, Bars und Restaurants vollbesetzt, überall fröhliche Leute, die in Grüppchen zusammenstanden oder -sassen, dies musste Spanien sein !

Die Spanier sind wirklich unglaublich, ich glaube, kein anderes Volk lebt so sehr auf der Strasse und auf den Plätzen der Städte, jeden Abend beginnt das Spektakel, der Tourist schleppt sich müde und abgekämpft nach einem Tag der Entdeckungen mit tonnenschweren Beinen Rtg. Hotel, aufrecht gehalten nur noch von dem Gedanken an eine kalte Dusche und ein Bett - und übertall kommen ihm die munteren Spanier entgegen, die Strassen quellen über, alle sind sie ansehnlich gekleidet und quietschfidel - ganze Familien - Eltern, Oma und Opa ( gerne auch mit Rollator oder Stock ), Babies, Kinder und meistens ist noch ein kleiner Hund dabei, bereit für die lange Nacht in der Stadt. So war es in jeder Stadt, wirkl. unglaublich.

Die Frage treibt mich um: Wann schläft der Spanier ?? Und: Braucht irgendeiner Fernsehen in diesem Land ?

Als ganz besonders extrem und wild gilt ja das Nightlife in Madrid, so hatte ich jahrelang immer wieder gelesen, und jetzt wollte ich Beweise sehen und wirklich, bei Tag total verschlafenen und verrammelte Strassenzüge, die aussehen wie eine verlassene Gegend erwachen gegen 23 Uhr zum Leben: plötzlich sind die Gitter oben, die Strassen voll, Verkehrsstaus um Mitternacht sind an der Tagesordnung, Parkplätze eine kostbare Rarität - und das an einem Wochentag !

Dass sich in Madrid ein solch ausschweifendes Nachtleben etablieren konnte, ist aber nach meiner Theorie dem Klima geschuldet, neun Monate des Jahres ist es einfach nur unerträglich heiss, ich konnte es mir auch nicht vorstellen, habe es jetzt aber erlebt, die Stadt ist wie ein Feuerball, kein kühler Wind, kein Meer in der Nähe, tagsüber ist Madrid einfach unbewohnbar, daher wundert es mich nicht, dass sich dort das Leben in die Nacht verlagert hat. Was macht also der bildungshungrige Tourist, der sich durch die glühende Sonne zu den Attraktionen schleppt ? Er übernimmt spätestens am zweitem Tag den geheiligten Brauch der spanischen Siesta - entwickelt ein geschultes Auge für schattige Parkbänke für ein Nickerchen, hält die Füsse in Brunnen entlang des Weges, legt sich im Prado auf den Marmorfussboden und kehrt plötzlich mit Vorliebe in die dunkelsten Restaurants ein, die zu finden sind - am liebsten im Untergeschoss - und in denen schon die ganzen Spanier sitzen, die Aircon läuft bis zum Anschlag und im Fernsehen läuft Stierkampf oder Fussball. Merke: Nur Neuankömmlinge sitzen draussen auf der Plaza zum Mittagessen !

Während ich in Madrid und der grandiosen, glühenden Mitte Spaniens, der Landschaft der endlosen, weiten Sierra gegen den Hitzetod kämpfte hatte ich im grünen Norden rund um Bilbao ( Guggenheim Museum - angucken ! ), Burgos, Oviedo und Santiago de Compostela doch tatsächlich noch mit der Anschaffung eines Fleecepullis geliebäugelt, ihn dann aber im Laden hängen lassen.

Kühle Abende wurden dort aber nicht mein grösstes Problem sondern vielmehr die unausweichliche Frage: " Und, von wo bist du gepilgert ? ". Ich war keine fünf Minuten im Hotel in Santiago d.C., da hatte ich schon Deirdre aus Irland kennengelernt, die natürlich gepilgert war und mir nach 30 Sekunden diese Frage stellte ( offensichtlich hatte sie mich nicht dabei beobachtet, wie ich mein umfangreiches Gepäck aus dem Mietwagen zerrte ). Was sollte ich antworten: " Aus dem Rheinland " ? oder: " Ooch, ich bin mit dem Wagen hier " ? Die Frage sollte mir in Santiago noch häufig gestellt werden und ich habe den Eindruck gewonnen, dass dort alle zu Fuss oder per Rad ankommen, es ist wirklich unglaublich, den Pilgerstrom in die Stadt zu beobachten, auf dem riesigen Platz vor der Kathedrale herrscht ein richtiges Gewimmel, ein stetes Kommen und Gehen, jeder lässt sich vor dem Portal fotografieren und alle scheinen sich zu kennen, ständig fallen sich Leute in Wiedersehensfreude um den Hals und reden in allen Sprachen der Welt ueber ihre Erlebnisse entlang des " Camino " .

Am meisten beeindruckt aber hat mich die Messe in der Kathedrale, in die ich zufaellig geriet: Erstmal ist die Kirche des heiligen Santiago als Ende der Pilgerreise natuerlich riesengross und dann - selbst fuer Spanien - ungeheuer praechtig ausgestattet, mit Silber und Gold en Masse, trotz der Groesse war es rappelvoll mit Pilgern aus der ganzen Welt und gegen Ende des Gottesdienstes schwang ueber unseren Koepfen ein riesiges, silbernes Weihrauchfass minutenlang hin und her und tauchte die ganze Szenerie in ein diffuses nebliges Licht - das Fass wird dabei nicht so einfach an einem kleinen Seil ein bisschen hin und hergeschwungen neben der Kanzel, nein, viel besser - es schwingt quer durch diese riesige Kathedrale, bewegt wird es durch eine Art Seilzug, an dem fünf prächtig in purpur gewandte Priester gleichmässig ziehen müssen und sich dabei jedes Mal auf den Boden werfen, damit der Mechanismus in Schwung kam - und als dann noch eine Nonne anfing glasklar das Ave Maria zu singen - da war es um mich geschehen - ich wurde kurz religiös !

Meine Route: San Sebastian / Bilbao / Burgos / Oviedo / Santiago de Compostela und Umgebung: Finisterre, Costa de la Muerte / Portugal: Porto / Coimbra / Sintra / Estoril / zurück nach Spanien: Caceres / Salamanca / Avila und Segovia / Madrid / Toledo / Cuenca / Valencia / Sitges / Costa Brava: Girona, Figueres, Port Lligat, Cadaques / Flug von Barcelona nach Ibiza



GRIECHENLAND: Happy in Hellas, August / September 2011
Mag Griechenland vielleicht auch nicht das optimale Mitglied der Eurozone sein, das Land ist faszinierend, voller antiker Hochkultur, Klöster, ursprünglichen Dörfern, mit abwechslungsreicher Landschaft, von den Stränden und all den Inseln gar nicht zu sprechen - und die Griechen sind meiner Erfahrung nach so gastfreundlich, hilfsbereit und herzlich wie kein anderes Volk Europas - und dabei eben auch anarchisch und unregierbar.

Und das Land steckt voller unglaublicher Beobachtungen und Begegnungen, dem geneigten Beobachter wird es niemals langweilig, mehr dazu unten.

Los ging es in Athen, der Stadt, die einstmals dem klassischen Ideal der Antike entsprach, der " Wiege der Demokratie ", wie die Fremdenführer nicht müde wurden, ihren Schäfchen immer wieder ins Gedächtnis zu rufen. Kann es einen grösseren Gegensatzt geben zwischen dem klassischen Ideal und der chaotischen Betonwüste von heute - mörderischer Verkehr, Beton, Beton, Beton, endlos, fast kein Grün, viel zu schnell gewachsen, fast jeder 3. Grieche lebt in Athen. Von der Akropolis aus gesehen erstreckt sich ein endloses, gleichförmiges Häusermeeer bis zum Horizont. Dass wohl auch die Wasserversorgung nicht so ganz mit der Bevölkerungsentwicklung Schritt gehalten hat, bekam ich im Vier- Sterne- Hotel gleich am 2. Abend zu spüren, als abends das Wasser ausfiel - also Katzenwäsche mit dem Mineralwasser aus der Minibar und ungeduscht ab ins Bett.

Nach einer Überdosis Athen ist ein Abstecher auf die Insel Hydra, zwei Stunden entfernt, das perfekte Heilmittel: Diese Insel ist traumhaft, sie wurde früh genug komplett unter Denkmalschutz gestellt und so gibt es dort tatsächlich KEINE Autos, ergo keinen Verkehrslärm, keinen Beton, keine Neonreklame, nichts geschmackloses, nur den idyllischen Hauptort - baulich unverändert - und sonst wenig - Grün, Ruhe, glitzerndes Meer, ein Fest für die Augen. Den Transport besorgen Esel oder die eigenen Füsse, auf jeden Besucher scheint eine Katze zu kommen. Ich hätte ewig bleiben können.

Wieder auf dem Festland und wiederwillig in der Neuzeit angekommen folgten die Höhepunkte Schlag auf Schlag: Das Orakel von Delphi, eine toll erhaltene Anlage, grandios gelegen in einer üppigen, unberührten Natur, selten kann man sich die Antike so gut vorstellen wie dort.

Next Stop: Die Meteora Klöster - absolut grossartig, einmalig durch ihre Lage und Architektur und natürlich durch die menschenleere und unwirkliche Felsenlandschaft in der sie liegen, eine völlig ungewöhnliche Landschaft, die in Europa einzigartig ist, besonders magisch wirkt die Gegend abends, wenn die Tourimassen in ihren Bussen längst verschwunden sind und die Felsen im Sonnenuntergang glühen.

Natürlich habe ich mich auch ausgiebig dem Inselhopping gewidmet ( mit Stopovern in Skiathos mit seinen fast karibischen Stränden und toller Altstadt, Korfu - griech. Schönheit mit Italoflair in Korfu-Stadt und starkem britischen Erbe, wo sonst sieht man Griechen in tadellosem Weiss Sonntags Cricket spielen ?, Zakynthos ( Steilküste und Shipwreckbeach ) , Lesbos ( tolle Natur und Eseltrekking ), Samos ( Ruinen, Strände, wandern ) - schon die Überfahrten auf den Fähren sind ein tolles Erlebnis, besonders bei Sonnenauf - oder Untergang ( ich bin natürlich eher bei Sonnenuntergang gefahren ), jede Überfahrt ist ein bisschen wie eine Kreuzfahrt, und das Gute ist: abends man pennt man dann schön im Hotel statt in der Koje - auch billiger ist es auch. Schon das Beladen mit den Autos und Lastern ist ein Kunststück für sich, jede Fähre hat ihre eigene Horde an schreienden, fuchtelnden Einweisern, die winken und wüten, bis die maximale Beladung erreicht ist: Die Autos werden so eng geparkt, dass kein Streichholz mehr dazwischenpasst.
Ich habe nachher meine Aussenspiegel gar nicht mehr aufgeklappt, denn viele Strassen auf den Inseln sind so eng und der Verkehr ist größtenteils apokalyptisch, so muss Indien sein: Autos natürlich, die sind die langweiligsten Teilnehmer, ausserdem vertreten: Esel, Pferdekutschen, Mofas, Mofas, Mofas und vorallem Scooter, die man auf jeder Insel ausleihen kann, und die bevorzugt von Engländern gesteuert werden, in der Kluft, die der ADAC zum Scooterfahren unbedingt empfiehlt: Helm und Bikini bzw. Badehose, Sunburn. Gerne auch mal auf der falschen Seite, schliesslich war Korfu ja mal britisch. Und dazwischen dann noch in loser Stückzahl Opas auf Fahrrädern, schwankend ob der Beladung auf dem Gepäckträger. Und nachts hat ausser den Autos keiner Licht an. Es gilt das Überraschungsprinzip.

Auch tagsüber ist auf den Strassen einiges geboten: Mütter holen treusorgend ihre Kinder per Mofa von der von Grundschule ab, Richtung Heimat sitzt dann ein Sprössling hinten, Ranzen auf dem Rücken, Nummer zwei steht vorne vor Mama auf dem Trittbrett, habe ich mehrfach gesehen. Auch Hunde werden per Mofa transportiert: Ein Grieche hatte sich seinen Vierbeiner in Doggengrösse wie einen Gürtel quer über den Bauch gelegt, hielt ihn mit einer Hand fürsorglich fest. Helme tragen nur Touristen, der Grieche trägt Handy und Sonnebrille, beides ist natürlich während der Fahrt ständig in Benutzung.

Doch nicht nur die Einheimischen und ihre Bräuche sorgten während meiner Tour für Kurzweil, erstaunlicherweise hatten auch die Touristen in diesem Land erhöhten Unterhaltungswert: In Olympia habe ich einen äusserst vergnüglichen Nachmittag damit verbracht, zu beobachten . wie Besucher aus der ganzen Welt in dem dortigen Stadion bei glühender Sonne für ihre Videocams und Fotoalben ihre eigenen olymp. Spiele zelebriertennachspielen: Vater gegen Sohn, Kämpfe um den Sieg zwischen Eltern und Kindern, Doping, Fehlstarts, Siegerehrungen, Tränen, Medaillenübergabe. Köstlich.

Übertroffen wurden diese Darbeitungen sportlicher Art jedoch von denen kultureller Art im Amphittheater von Epidaurus, welches noch vollständig erhalten ist: vier mittelalte Deutsche fühlten sich auf der Bühne dazu berufen, " Griech Wein " zu schmettern, eine andere Gruppe führte wilde Tänze auf, am meisten Stehvermögen und Showtalent bewies aber ein kleiner, dicklicher Brasilianer, der unentwegt Volkslieder seiner Heimat zum Besten gab, er sang quasi die Greatest Hits Brasil, war ein richtiges Showpony der Gute, er musste von einer griech. Reiseleiterin regelrecht von der Bühne gezerrt werden, damit diese ihrer Gruppe vorführen konnte, dass man den Klang einer fallenden Münze auch nach 2000 Jahren noch in den hintersten Zuschauerreihen hört.

Schliessen möchte ich mit einer fernöstlichen Weisheit, die man als bedrucktes T - Shirt käuflich erwerben kann und die den Beweis liefert, dass bei den Griechen gleichermassen Geschätssinn und Ironie vorhanden sind:

" Hell is...
when the Germans are policemen,
the British are cooks,
the Swiss are lovers,
the French are engineers
and everything is organised by the Greeks !

Heaven is...
when the British are the policemen,
French are the cooks,
the Swiss are the engineers,
Germans are the organizers
and the Greeks are the lovers ! "

In diesem Sinne, auf nach Greece !

Meine Route:
Flug nach Athen / Athen / Insel Hydra / Delphi / Volos, dort per Autofähre auf die Insel Skiathos / Skiathos / zurück nach Volos per Fähre, Autofahrt nach Meteora / Meteoraklöster / Fahrt nach Igoumenitsa, dort Autofähre nach Korfu / Korfu / morgens zurück mit Fähre nach Igoumenitsa, weiter per Auto nach Kyllini , dort per Autofähre auf die Insel Zakynthos / Zakynthos / zurück nach Kyllini, per Auto weiter nach Olympia / Mani: Aeropolis, Kardamili, Vathy u.a. / Nafplio / zurück nach Athen, Abgabe Mietwagen, per Nachtfähre auf die Insel Lesbos / Lesbos / per Personenfähre von Lesbos auf die Insel Samos / Samos / Rückflug von dort